Nikolaus Manninger

Nikolaus Manninger, Tanzlehrer und Choreograf, wurde am 3. Januar 1941 als jüngstes von vier Geschwistern in Gyula geboren. Seine Karriere begann er als Tänzer in seiner Heimatstadt, wo er im Alter von 14 Jahren seinen ersten Auftritt hatte. Er war Teil der von seinem Bruder György Manninger (ebenfalls Choreograf) geleiteten Tanzgruppe von Gyula. In seinen jungen Jahren assistierte er auch bei der Leitung der Tanzgruppe.

 

Im Jahr 1959 zog er nach Budapest, wo er als professioneller Tänzer aus 50-60 Bewerbern in das Budapest Tanzensemble aufgenommen wurde. Dort verbrachte er anderthalb Jahre und nahm an zahlreichen landesweiten Tourneen teil. Danach begann er seinen Wehrdienst und wurde Mitglied im Honvéd Tanzensemble, dem er 8 Jahre lang angehörte. Nach seinen eigenen Worten wollte er nie professioneller Tänzer sein und hat seine berufliche Laufbahn von Anfang an als Pädagoge geplant. Aus diesem Grund absolvierte er das Studium der Volkstanzpädagogik am Institut für Volksbildung. Neben seiner Mitgliedschaft im Honvéd Tanzensemble wurde er auch als künstlerischer Leiter und Choreograf für das Törekvés Tanzensemble und das Schorokscharer Deutsche Nationalitätstanzensemble engagiert. Damit konnte er endlich seinen Traum verwirklichen und sich der Tanzunterrichtung der Jugend widmen.

 

Er war einer der Gründer des Tanzensembles Törekvés im 10. Bezirk von Budapest, das er ab 1961 leitete. Das Ensemble gewann 1968 den Hauptpreis beim nationalen Talentwettbewerb (‚Ki Mit Tud?‘) und 1983 den Hauptpreis beim Festival in Remiremont, Frankreich.  Das Ensemble erlangte nicht nur landesweite Bekanntheit unter seiner Leitung, sondern erzielte auch große Erfolge im Ausland. Sie tourten durch ganz Europa und präsentierten die ungarische Volkskultur durch ihre Aufführungen, was das Interesse der Ausländer an Ungarn weckte. Als künstlerischer Leiter und Choreograf war er das Herzstück des Ensembles, da er mehr als 50 Jahre lang Tanzgruppen von den Jüngsten bis zu den Ältesten unterrichtete und ihnen die Liebe zum Tanz beibrachte. Im Jahr 2000 gründete er aus den Gründungsmitgliedern eine traditionserhaltende Tanzgruppe, die den Namen ‚Nikolaus Manninger Hagyományörző Tanzgruppe‘ trägt.

 

Ende der 1960er Jahre begann er mit dem Sammeln und Aufarbeiten des ungarischen und deutschen Volkstanzschatzes. Ursprünglich aus Gyula stammend, beschäftigte er sich bereits dort mit den deutschen Volksbräuchen, gemeinsam mit seinem Bruder. Ab 1968 konnte er national bekannte und anerkannte Choreografien in Zusammenarbeit mit der Schorokscharer Deutschen Nationalitätentanzgruppe schaffen.

 

Im Jahr 1978 gewannen sie beim nationalen Volks-Talentwettbewerb ‚Röpülj Páva‘ einen Sonderpreis für ihre Vorführung einer Hochzeitstradition aus dem Komitat Pest. Diese wurde in Zusammenarbeit mit den Tanzgruppen aus Berzel, Schaumar und einem Frauenchor aus diesen Orten präsentiert. Das Tanzensemble feierte 2019 sein 50-jähriges Jubiläum.

 

Im Rahmen von Tanzstunden unterrichtete er Volkstanz an mehreren Schulen in Budapest, warb Nachwuchstalente für seine Ensembles an oder bereitete Absolventen auf ihren Abschlusstanz vor. Als Choreograf und Tanzlehrer unterstützte er unter anderem die Jugendtanzgruppen in Schaumar, Schorokschar, Untergalla und Tschepele. In Schaumar begann er 1978 seine Tanzpädagogik an der Mátyás Hunyadi Grundschule. Er erstellte zahlreiche Choreografien für die Kinder in Schaumar, die von Generation zu Generation weitergegeben und bis heute erlernt werden. Der Herbstrosen Traditionspflegeverein in Schaumar wurde 1998 gegründet, wo er die Arbeit der Gruppe als Choreograf leitete und sowohl die Jugend als auch ältere Generationen im Tanz unterrichtete.

 

Er unterrichtete landesweit zahlreiche andere Tanzgruppen. Für die Leiterinnen und Leiter der deutschen Tanzgruppen in Ungarn organisierte er Fortbildungen, Kurse und initiierte nationale und internationale Tanzveranstaltungen. Auf seine Anregung hin wurde das Nationale Festival der deutschen Kindertanzgruppen in Ungarn ins Leben gerufen. Über Jahre hinweg organisierte er auch Tanzcamps für Kinder in Tarian.

 

Er war Mitglied im Landesrat der deutschen Chöre, Kapellen und Tanzgruppen in Ungarn. Er sammelte kontinuierlich die noch verfügbaren deutschen Tänze und Volksmusikstücke aus Ungarn, die er in seinen Choreografien immer wieder auf die Bühne brachte. Seine Arbeit wurde von der Branche und den Gemeinschaften mit zahlreichen Auszeichnungen anerkannt: Budapest-Preis, Niveau-Preis, Hervorragender Kulturschaffender, Künstlerischer Preis des MSZOSZ (1996), Goldene Ehrennadel für die Ungarndeutschen (2003), Verdienstmedaille für Schorokschar, Ritterkreuz des Ungarischen Verdienstordens (2010), Schorokscharer Nationalitätenpreis (2013), Deutscher Nationalitätenpreis für Schaumar (2013).

 

Charakteristisch für seine Bescheidenheit war, dass neben den oben genannten Auszeichnungen die für ihn wertvollste Ehrung die Gedenkmedaille war, die er zu seinem 70. Geburtstag von seinen Tänzern erhielt. Diese Plakette dekoriert seinen Grabstein auf dem Friedhof von Schaumar. Sein Tod im Jahr 2014 war ein großer Verlust sowohl für die ungarischen als auch für die deutschen Tanzgruppen und seine Lehrlinge. Daher widmeten die Ensembles am 9. Mai 2015 eine abendfüllende Gedenkveranstaltung seinen geliebten Choreografien und dem Abschied. Das Erbe seiner Choreografien und seiner Arbeit wird von der Nikolaus-Manninger-Stiftung für Tanzkunst gepflegt.

 

Quelle: www.manningeralapitvany.hu 

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